300SL Rekordpreise in Arizona

300SL Preisrekorde Purzeln in Scottsdale

 

Im Januar eines jeden Jahres rückt  Scottsdale im US Bundesstaat Arizona in den  Fokus der Oldtimersammler auf der ganzen Welt. Die großen Auktionshäuser Gooding und RM Auctions nehmen die ursprünglich vom Ortsansässigen Auktionshaus Barrett – Jackson initiierte Auktionswoche zum Anlaß, auch ihrerseits das Auktionsjahr zu beginnen. Die Auktionsergebnisse der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die in Scottsdale erzielten Preise die Trends für die kommenden Monate bestimmen. In beeindruckender Weise hat sich in diesem Jahr gezeigt, dass sehr Originale Autos,  seltene Einzelstücke, oder Fahrzeuge mit nachgewiesenermaßen besonders geringer Laufleistung durchaus noch nie dagewesene Rekordpreise erzielen können.

Die Auktionshäuser RM, Gooding und Barrett – Jackson hatten Mercedes-Benz 300SL in ihren Auktionen zur Versteigerung.

 

RM Auctions


©RM Auctions

Am Donnerstag kam der erste 300SL, ein roter Flügeltürer aus dem Jahre 1955 , der unrestauriert war, mit einer abgelesenen Laufleistung von 77.000 Meilen, bei RM unter den Hammer. Das Estimate für den Wagen war 600T bis 700 T US$. Der erzielte Preis inclusive Aufgeld betrug 632.000 US$, rund 490.000 Euro und war damit durchschnittlich für ein durchsschnittliches Auto ohne besondere Historie. Die Zentralverschlussfelgen, wenngleich sie dem Auto sehr gut stehen und auch auf dem  `55 er Flügel korrekt wären, waren keine Originaloption dieses speziellen, des weiteren verfügte es auch nicht mehr über den bei Auslieferung eingebauten Motor (non matching).


©RM Auctions

Am darauffolgenden Freitag kam, ebenfalls bei RM Auctions, ein früher 300SL Roadster aus dem Jahr 1957, in silbermetallic, mit nachgerüsteten Rudge Zentralverschlußfelgen, jedoch komplett restauriert und Number matching, zur Auktion. Der Erzielte Preis von 737.000 US$ incl. Aufgeld (571T EUR) war deutlich höher, als das Estimate von  575T – 675T US Dollar. Zu diesem Preis trug sicherlich auch die niedrige, nachvollziehbare Laufleistung von 42T Meilen und der komplette Satz Bordhandbücher sowie das originale Bordwerkzeug bei.

Gooding & Company

Zeitgleich begann am Freitag die Auktion bei Gooding & CO. Das Kalifornische, von David Gooding gegründete Unternehmen, ist das offizielle Auktionshaus des Pebble Beach Concours und hatte in diesem Jahr einen ganz besonderen 300SL Flügeltürer in der Auktion.

Aber zunächst zu Lot 24 des ersten Tages:


Der weiße 300SL Roadster mit Hardtop aus dem Jahre 1959 war 47 Jahre lang im Besitz eines ehemaligen US Luftwaffenoffiziers und ist von der Bestellung bis zum heutigen Tage nicht nur lückenlos dokumentiert, sondern verfügt selbst über eine Kopie der schriftlichen Bestellung aus dem Jahre 1957. Colonel John Burnseide war eine Zeit lang Präsident des amerikanischen Mercedes-Benz Clubs. Das Auto wurde in Japan ausgeliefert und begleitete Colonel John Burnside bis nach der Jahrtausend-wende. Der Roadster verfügt noch über das erste Leder, das erste Verdeck, sowie größtenteils über die erste Lackierung, was anhand der sichtbaren Risse im Lack der Schwerter über den Rädern sehr glaubwürdig erscheint. Die  mehrere hundert Seiten umfassende Dokumentation, die nahezu die gesamte Korrespondenz und alle das Auto betreffenden Rechnungen enthält sind ein weiterer Wertsteigernder Faktor. Das Auto zeigt eine wünderschöne Patina, die nur ein unrestauriertes und sehr gepflegtes Auto haben kann, es befinden sich zudem noch die ersten Sicherheitsgurte im Fahrzeug. Insofern erscheint der erzielte Auktionspreis von 696T US$ inclusive Aufgeld, entsprechend 540T Euro absolut angemessen.

Als  Lot  Nummer 27 gelistet kam der als sechste, ganz aus Aluminium gebaute Flügeltürer, vom Typ W198 unter den Hammer.

Das letzte in einer Auktion versteigerte Auto dieser Art kam vor sechs Jahren in eine Auktion. Da nur 29 Stück gebaut wurden, kommen diese Leichtbau Versionen mit Scheiben aus Plexiglas und leistungsgesteigertem Motor (sogenannter NSL Moror) eher selten in eine Auktion, sondern werden normalerweise von Sammler zu Sammler gehandelt und die Verkäufe werden erst im Nachhinein öffentlich bekannt. Zuletzt im August 2011 in Kalifornien für 2,2 Mio US$.


Der zur Versteigerung stehende Flügeltürer mit der Chassisnummer 1980435500208 ist der sechste ausgelieferte und wurde am 27.Mai 1955 versandt. Im letzten Jahr wurde das Auto durch den Kanadischen Restaurierbetrieb Rudy & Co. restauriert, nach dem er vorher innerhalb kurzer Zeit mehrfach den Besitzer gewechselt hatte. Als der Britische Auktionator Charlie Ross mit der Versteigerung begann, schnellte der Preis sehr schnell über das bereits hohe Estimate von 3 Millionen US$ – ein Raunen ging durch das Publikum. Der Repräsentant eines anonymen Sammlers aus dem Mittleren Osten, der offensichtlich den Auftrag hatte, das Auto um jeden Preis zu ersteigern,  konnte seinem Auftraggeber erst bei dem unter großem Beifall stattfindenden Zuschlagspreis von 4,2 Millionen US$ (4,62 Millionen inclusive Aufgeld, oder 3,58 Millionen Euro) eine Erfolgsmeldung geben.  Denn erst bei dieser Summe hatte schließlich der mitbietende Telefonbieter die Segel gestrichen.  Dieser Preis ist der höchste, der jemals für einen Mercedes 300SL vom Typ W198 gezahlt wurde. Es bleibt abzuwarten, ob sich eine solches Szenario wiederholen kann und wird. In jedem Fall handelt es sich auch hier um ein sehr seltenes Exemplar, das ganz frisch restauriert war. Und dies in Verbindung mit zwei Sammlern, die sich gegenseitig hochgeboten haben. Solche hohen Auktionsergebnisse sind auch in der großen Medienpräsenz der auktionshäuser begründet, da es kaum einen Interessierten Oldtimersammler gibt, der nicht von dieser Auktion wußte

Unter Lot 46 wurde als letzter 300SL des Tages ein Dunkelblauer Flügeltürer aus dem Jahre 1957 versteigert, der im vorletzten Jahr vom US-Amerikanischen Restaurator Andrew Bach restauriert wurde.

Das Auto ist nicht in der Original-farbkombination restauriert worden und hatte in der Originalauslieferung ebenfalls keine Zentralverschluß-felgen. Der Zuschlag für dieses Auto erfolgte bei 790.000 US$ (862.000 US$ oder 668.200 € inclusive Aufgeld) und blieb damit am unteren Estimate. Dies war ein klares Indiz dafür, dass sich seltene oder sehr Originale Autos Preislich eher nach oben bewegen, wohingegen die Fehrzeuge mit Top Restaurationen ihren Zenith erreicht zu haben scheinen.

Am Samstag kam der letzte 300 SL bei Gooding in Scottsdale zur Auktion. Es handelte sich ebenfalls wieder um einen Roadster der sehr lange – von 1960 bis April 2005 beim ersten Besitzer war. Das Auto verfügt über matching Numbers, das Interieur wurde im US-Amerikanischen Mercedes-Benz Classic-Center im Jahre 2007 erneuert. Bemerkenswert ist, dass dieses Auto, obwohl an einigen Stellen der Lack so dünn ist, dass die Grundierung durchschien,  einen Auktionspreis von 660T US$ , entsprechend 511T € erzielte, was zwar dem unteren Estimate entspracha aber in Anbetracht des Lackes immer noch hoch erscheint. Bei besserem Lackzustand wäre ein deutlich höherer Preis zu erzielen gewesen.

 

 

Das Auktionshaus Barrett-Jackson hält im Januar eines jeden Jahres eine Massenauktion für Automobile in Scottsdale ab. Sie beginnt Sonntags und hört auch erst am darauffolgenden Sonntag auf.  Weit über einhunderdtausend Zuschauer verfolgen das Spektakel. Rekordpreise und Auktionen für wohltätige Zwecke gehören ebenso zum Portfolio. So auch in diesem Jahr, wo der Amerikanische Talkmaster Jay Leno seinen Traktor mit Unterschrift von Ex Präsident Bush für 600.000 US$ versteigerte – die sogenannten Barrett-Jackson-moments . Im Vorfeld hatte die Mercedes-Benz Szene bereits über  das Lot 5000, den ’54 er Flügeltürer aus dem Hause des Barrett-Jackson Mitbegründers, Don Williams, der für sein Blackhawk Museum und die gleichnamige Kollektion bekannt ist, gemutmaßt. Etliche Mitglieder  der Gullwing Group, Händler und viele Sachkundige aus aller Welt begutachteten den Flügeltürer und hatten zu der Laufleistung durchaus kontroverse Meinungen. Letztendlich war aber wohl die Garantie des in der Szene als seriös Bekannten Verkäufers betreffend die Laufleistung,  für das Versteigerungsergebnis ausschlaggebend.

Dieser Barrett Jackson Moment lief dann wie folgt ab: Samstag 17:00 Ortszeit, Lot 5000, 54 Gullwing, VIN 1980404500129, dritte Lackierung, original Radsatz dabei, 4147 Meilen, Baujahr 54, Auktionsdauer 60 Sekunden, Preis 2.200.000 (2,2 Millionen) US$ inclusive Aufgeld, entsprechend  1,705 Millionen Euro !

Nebenbei war das der höchste jemals erzielte Preis für einen Flügeltürer aus Stahl.

Chris Kramer

my300sl.com

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